Tansania: leben, arbeiten und reisen mal anders
Schon vor längerer Zeit kam mir der Wunsch, einmal ganz weit weg von Zuhause zu reisen. Nun war es endlich so weit. Ich stelle einmal die Vermutung auf, dass jeder bereits von einem Spendenaufruf für Afrika gehört hat, ob wegen Dürre- und Hungerperioden, Armut oder für bessere Schulbildung. Oft dachte ich darüber nach ebenfalls zu spenden, allerdings war ich mir nicht sicher, ob mein Geld dort ankommt, wo es dringend benötigt wird. Und wie lässt sich nachhaltig etwas bewirken?
Immerhin ist der Begriff Nachhaltigkeit momentan in aller Munde. Ich verstehe darunter eine Förderung, die darauf angelegt ist, längerfristig etwas zu bewirken. Meine beste Lösung lautet, Hilfe zur Selbsthilfe schaffen. Also entschloss ich, mir von der afrikanischen Schulbildung selber ein Bild zu machen und meine Reise führte mich nach Tansania. Viele verstanden meine Beweggründe nicht, dort einen Monat zu verbringen, ich wurde sogar gewarnt, nicht dass ich von einem Löwen gefressen werde. Das ist natürlich völliger Quatsch, denn ich arbeitete in einer Schule in Arusha, der kulturellen Hauptstadt von Tansania und nicht mitten im Busch.
Hier gibt es in Anlehnung an das britische Schulsystem eine freiwillige, kostenfreie Grundschule und Sekundarschule. Anspruch ist, dass die Kinder zweisprachig unterrichtet werden: in Suaheli und in Englisch. Viele öffentliche Schulen kämpfen mit Problemen wie desinteressierten Eltern, mangelhafte Ausstattung, wenige qualifizierte Lehrkräfte und unzureichende Lehrpläne, dies berichtete mir der Schulleiter aus dem Twiga. Lediglich auf privaten Schulen besteht die Möglichkeit auf individuelle Förderung der Kinder.
„Twiga Vision Tanzania“
ist eine gemeinnützige Nicht-Regierungsorganisation, die sich vor allem für junge Frauen und Kinder aus schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen einsetzt. Das Projekt unterstützt Frauen mit Kindern dabei eine Perspektive in der tansanischen Gesellschaft aufzubauen, unabhängig zu werden und eine berufliche Karriere einzuschlagen – ohne ihre Kinder dabei vernachlässigen zu müssen!
Während die Frauen im Bereich Arbeit und Selbstständigkeit beraten werden, erhalten die Kinder die Chance auf eine schulische Ausbildung.
Meine Arbeit vor Ort
Als Freiwillige unterstützte ich das Projekt und die Angestellten beim Unterrichten der Vorschulkinder, beim Renovieren der Räumlichkeiten, gestalten neuer Lehr- und Unterrichtsmaterialien, einem Erste-Hilfe-Kurs für die Lehrer und bei der Büroarbeit. Diese bezog sich darauf, die Lebensbedingungen der Schulkinder mithilfe von Hausbesuchen zu dokumentieren und ein Profil für jedes Schulkind zu erstellen, um die anschließende Suche nach potentiellen Sponsoren zu erleichtern. Eine Sponsorschaft erlangt man durch eine kleine monatliche Schulgeld-Gebühr, diese ist selbst für mich als Studierende problemlos tragbar. So habe ich mich entschieden das kleine Mädchen Khanifa zu unterstützen und ihr damit die Vorschule zu ermöglichen. Denn gerade der Zugang zu Bildung soll möglichst vielen Kindern ein finanziell selbstbestimmtes und unabhängiges Leben ermöglichen. Wenn die ärmeren Kinder von heute in einigen Jahren auf eigenen Beinen stehen können, war das Spenden des Schulgeldes nachhaltig erfolgreich.
Das Twiga befindet sich in Mianzini, einem ärmeren Stadtteil von Arusha. An meinen ersten Tagen fühlte ich mich hier noch sehr unwohl, mich schockierten die ärmlichen Lebensbedingung der Kinder und wie normal es augenscheinlich ist seinen Müll auf der Straße zu verbrennen. Alles ist so anders als Zuhause. Nach einer Weile aber gewöhnte ich mich an das afrikanische Leben und ging alles ruhiger und gelassener an. Immerhin ist das Lebensmotto der meisten Einheimischen „Pole Pole“, was soviel wie „Langsam, immer mit der Ruhe!“ bedeutet. Davon braucht man hier auch genug, bei den überfüllten Märkten und dem hektischen Straßenverkehr.
Ich stellte fest wie weit die Vorschulkinder im Vergleich zu deutschen Vorschulkindern sind, sie beherrschen das Alphabet in zwei Sprachen, können erste Wörter schreiben und einfache Rechenaufgaben lösen.
Am meisten werde ich die immerzu glücklichen Kinder vermissen, die sich über jede Kleinigkeit gefreut haben. Die Lehrer im Twiga haben mich so herzlich empfangen und in ihren Alltag eingebunden, wildfremde Menschen auf der Straße wünschten mir einen schönen Tag und an jeder Ecke konnte ich frisches Obst kaufen. Tanzania ist ein Land, das für Touristen viel zu bieten hat. Der Kilimanjaro, endlose Küsten, die Serengeti und viele weitere Nationalparks. Doch wer wie ich fernab der Hotels, bei den Einheimischen lebt, lernt auch die Menschen und deren Kultur kennen.
In ein paar Jahren möchte ich zurückkehren um zu sehen, wie sich alles weiter entwickelt hat. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich an der Einschuldung meines Patenkindes teilnehmen kann und sie in ihrem neuen Lebensabschnitt weiterhin unterstützen kann.
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